Der 9. Jahrgang besuchte die Gedenkstätte Bergen-Belsen.
An zwei aufeinanderfolgenden Tagen im Juni besuchten jeweils zwei unserer Stammgruppen des 9. Jahrgangs gemeinsam mit ihren Tutorinnen und Tutoren die Gedenkstätte Bergen-Belsen.
Im Rahmen eines ganztägigen Studientags setzten sich die Schülerinnen und Schüler intensiv mit der Geschichte des ehemaligen Konzentrationslagers auseinander. Neben der Erkundung des weitläufigen Geländes stand auch der Besuch der Ausstellung im Zentrum des Tages.
Gleich zu Beginn wurde den Schülerinnen und Schülern die besondere Bedeutung des Ortes Bergen-Belsen erklärt: Es handelt sich nicht nur um eine Gedenkstätte, sondern zugleich um einen jüdischen Friedhof. Aus diesem Grund dürfen keine baulichen oder gestalterischen Veränderungen am Gelände vorgenommen werden – ein Ausdruck des Respekts vor den unzähligen Menschen, die dort ihr Leben verloren haben.
Besonders eindrücklich war für viele Schülerinnen und Schüler die Erkenntnis, dass die Grabsteine auf dem Gelände keine individuellen Gräber markieren, sondern reine Gedenksteine sind. Die tatsächlichen Opfer ruhen anonym in großen Massengräbern. Erst beim Gang über das Gelände wurde vielen diese Dimension des Grauens wirklich bewusst. Einige Schülerinnen und Schüler fragten mit Betroffenheit, warum man überhaupt Massengräber angelegt habe – ein Moment, der deutlich machte, wie sehr sie sich emotional und gedanklich mit dem Ort auseinandersetzten.
Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich während des Besuchs sehr aufmerksam und andächtig, insbesondere beim stillen Verweilen vor den Massengräbern. Sie hörten den Ausführungen der Mitarbeitenden der Gedenkstätte mit großer Konzentration und Betroffenheit zu. Besonders erschütternd war für viele die Information, dass gegen Ende des Zweiten Weltkriegs viele Tote von den Soldaten verbrannt und deren Asche über das gesamte Gelände verstreut wurde – eine unfassbare Vorstellung, die die Dimension des Grauens noch einmal verdeutlichte

Der Besuch ist fest im Gesellschaftslehre-Unterricht verankert und Bestandteil der Unterrichtseinheit „Was passiert, wenn eine Demokratie scheitert?“. Bereits im Vorfeld hatten sich die Schülerinnen und Schüler im Unterricht mit dem Nationalsozialismus, dem Holocaust sowie der Rolle und Verantwortung einer demokratischen Gesellschaft auseinandergesetzt. Der Studientag in Bergen-Belsen ermöglicht es, das im Unterricht Erarbeitete vor Ort zu vertiefen und mit eigenen Eindrücken zu verbinden.
In der Nachbereitung im Unterricht wurde deutlich, wie nachhaltig der Besuch wirkt. Eine Schülerin reflektierte:
„Nach dem Besuch in Bergen-Belsen ist mir klar geworden, dass es wichtig ist, dass man an all das erinnern muss und dass man es nicht vergessen darf. Die Menschen sind imstande, grauenvolle Sachen zu machen.“
Besonders bewegend war für viele auch das Schicksal von Anne Frank, die in Bergen-Belsen ums Leben kam. Eine andere Schülerin schrieb:
„Anne Franks Geschichte zeigt mir, dass man nie die Hoffnung verlieren sollte und dass man die kleinen Dinge im Leben schätzen sollte.“
Der Besuch der Gedenkstätte Bergen-Belsen ist seit vielen Jahren ein fester Bestandteil unseres schulischen Konzepts zur Demokratiebildung und Erinnerungskultur. Er hilft den Schülerinnen und Schülern historische Verantwortung zu begreifen, gesellschaftliche Zusammenhänge zu erkennen und die Bedeutung demokratischer Werte für unsere Gegenwart und Zukunft zu verstehen.

