Autor Dirk Reinhardt berichtet über Hoffnungen und Sehnsüchte der Train Kids
„Fernando hatte sie gewarnt: ,Von hundert Leuten, die über den Fluss gehen, packen es gerade mal drei bis zur Grenze im Norden und einer schafft´s rüber.´“
Ich-Erzähler Miguel begibt sich gemeinsam mit dem erfahrenen Fernando, der als Junge verkleideten Jaz, dem kleinen Ángel und dem Indio-Jungen Emilio auf eine gefährliche Reise – die Reise durch Mexiko über die Grenze in die USA. Die fünf sind Train Kids und sehen ihre Chance, dem Elend und der Armut in ihrem eigenen Land zu entkommen, in ihrem Zusammenhalt.
Der 8. Jahrgang der AWG hat sich in diesem Jahr mit einem politisch sehr aktuellem Thema auseinandergesetzt und das Buch „Train Kids“ gelesen. Anschließend durften die Schüler den Autor Dirk Reinhardt, der von Judith Adomeit (Fachbereichsleiterin für Musisch-Kulturelle Bildung und Deutsch) eingeladen wurde, bei sich begrüßen.
Der Autor berichtete eindrucksvoll von seinen Erlebnissen und den Begegnungen mit echten Train Kids während seiner Recherchen in Mexiko. Er erklärte hierbei, dass die Charaktere in seinem Buch zwar frei erfunden sind, die Geschichten, die sie erleben, aber auf wahren Begebenheiten beruhen. „Die Jugendlichen kommen aus Guatemala, Honduras oder El Salvador und sitzen oft tagelang an den Bahngleisen und warten auf einen Zug, auf den sie aufspringen können. Mit einer Gruppe von ihnen habe ich dort ein paar Tage gemeinsam an den Gleisen gesessen und viel erfahren“, so Dirk Reinhardt. Er erzählt weiter, dass die Mütter oft in die USA gehen und denken, sie könnten ihre Kinder bald nachholen. Dies ist leider ein Trugschluss, weil sich das Leben als illegaler Einwanderer auch in den USA alles andere als einfach gestaltet. So bleiben die Kinder bei entfernten Verwandten oder Nachbarn zurück, haben keine Möglichkeit, zur Schule zu gehen und müssen stattdessen arbeiten.
Daher begeben sich auch die Train Kids des Romans auf eine der gefährlichsten Reisen der Welt, auf der ihnen nicht nur die Trockenheit in der Wüste zu schaffen machen wird, denn zunächst müssen sie auf einen Zug aufzuspringen, was ihnen mit vereinten Kräften schließlich gelingt. Aber es ist nicht einfach, sich auf dem Zugdach zu halten. „Es geht bergab. Wir haben mächtig an Tempo zugelegt. Der Fahrtwind ist so stark, dass mein Hemd richtig flattert.“ Nicht selten enden diese Reisen tödlich.
Bevor die Schüler die Möglichkeit erhielten, sich nach der Lesung noch ein Autogramm zu sichern, durften sie noch Fragen stellen und erfuhren so, wie Dirk Reinhardt zum Autor wurde, dass er in den letzten neun Jahren fünf Romane veröffentlicht hat und dass das Buch „Train Kids“ in Deutschland ca. 30.000 – 40.000 Mal verkauft wurde. Außerdem erklärte er die Widmung seines Romans „Für Felipe, Catarina, José und Léon, wo immer sie jetzt sind“, indem er von vier jungen Menschen berichtete, mit denen er einige Tage und Nächte verbrachte, bevor diese nach einem tränenreichen Abschied ihre Reise fortsetzten, von der Dirk Reinhard bis heute nicht weiß, wo und wie sie endete.
Und gerade in dieser Aussage liegt die Tragik des Themas, dass es keine Garantie gibt auf eine bessere Zukunft nach dieser Reise, geschweige denn eine Garantie dafür, diese Reise unbeschadet zu überstehen.