Aurelia-Wald-Gesamtschule

Aufeinander zugehen – miteinander leben – voneinander lernen

Märchenerzählerin Susanne Theis zu Gast an der Aurelia-Wald-Gesamtschule

„Ein Mann hatte sieben Söhne und immer noch kein Töchterchen, so sehr er sich´s auch wünschte; endlich gab ihm seine Frau wieder gute Hoffnung zu einem Kinde, und wie es zur Welt kam, war es auch ein Mädchen…“ Schon wenn Susanne Theis beginnt, das Märchen „Die sieben Raben“ von den Brüdern Grimm zu erzählen, ist ihr die Aufmerksamkeit ihrer Zuhörer sicher.

So ist es auch am 07.11.2018, als die Märchenerzählerin den 5. Jahrgang der AWG besucht, der sich aktuell im Rahmen des Deutschunterrichts mit verschiedenen Märchen befasst.

Foto: Die Märchenerzählerin Susanne Theis

Im regen Austausch mit den Schülern erklärt Susanne Theis, dass in Märchen eigene Gesetze gelten, so tauchen zum Beispiel plötzlich Dinge auf, die zuvor nicht vorhanden waren. „Aber das gehört eben dazu und ist märchenlogisch“, so die Erzählerin. Darüber hinaus bespricht sie die Wirkung und Bedeutung von Bildern und erläutert, dass die Aussage über die Sonne „Sie fraß kleine Kinder“ nicht wirklich bedeutet, dass Kinder gefressen werden, sondern dass es in der Nähe der Sonne viel zu heiß ist für uns Menschen. Zusätzlich lässt sie die Schüler die inneren Bilder und Emotionen beschreiben, die sie beim Hören des Märchens entwickeln. „Leider habe ich mir auch vorgestellt, wie sie sich den Finger abgeschnitten hat“, äußert sich eine Schülerin und die Erzählerin erklärt, was dies bedeutet.

Im Anschluss an das Gespräch fordern die Schüler geradezu das Vortragen weiterer Märchen. Susanne Theis erzählt noch ein Schwankmärchen aus Serbien und das spanische Märchen „Der Prinz mit den Eselsohren“. Dabei eröffnet und beendet sie jede Erzählung mit einem kurzen Spiel auf einem mitgebrachten Zupfinstrument, der Kantele.

Neben der inhaltlichen Vermittlung von Märchentexten erhalten die Schüler auch Hintergrundinformationen über die Tradition und Funktion von Märchen und erfahren, dass Märchen ursprünglich Geschichten für Erwachsene waren und daher auch oft blutig oder gruselig sind. Die Märchenerzählerin berichtet ebenso, dass Märchen zu Zeiten, in denen es noch kein Fernsehen und nur wenige Freizeitbeschäftigungen gab, zunächst mündlich weitergegeben wurden, wenn man abends zusammensaß. Bis die Brüder Grimm schließlich auf die Idee kamen, diese Geschichten aufzuschreiben, um sie zu auch langfristig zu erhalten.

Dass Märchen immer noch eine große Faszination auf Kinder ausüben, zeigt sich deutlich daran, wie beeindruckt die Schüler von den Texten und von der Erzählweise der Märchenerzählerin waren, die alle Märchen auswendig wiedergeben konnte. Susanne Theis erklärt dazu, dass sie sich die Texte merken kann, weil sie die Märchen mit dem Herzen und mit Gefühl auswendig lernt und dass „etwas auswendig lernen“ daher im Englischen auch „learning bei heart“ heißt.