Aurelia-Wald-Gesamtschule

Aufeinander zugehen – miteinander leben – voneinander lernen

#everynamecounts

Aurelia-Wald-Gesamtschule unterstützt die Arolsen Archives bei der Digitalisierung von KZ-Akten

Bereits zum fünften Mal stand auch in diesem Jahr der 8. März an der AWG wieder im Zeichen Aurelia-Walds. Die Namensgeberin, die als „Engel von Auschwitz“ im Konzentrationslager Menschen vor dem sicheren Tod rettete, bietet immer wieder Anlass für Gespräche, Erinnern und Aktionen.

In diesem Jahr gestaltete sich der Tag aufgrund der Corona-Pandemie allerdings anders als erhofft. So konnte er vorerst ausschließlich für den 10. Jahrgang stattfinden und wurde aufgrund des Wechselunterrichts an zwei aufeinanderfolgenden Tagen (08./09.03) durchgeführt.

Für die Jahrgänge 5 bis 9 wird der Tutorentag voraussichtlich im Juli stattfinden, da die Auseinandersetzung mit Aurelia Wald sowie deren Bedeutung für die NS-Zeit insbesondere für die jüngeren Jahrgänge nicht für den Online-Unterricht geeignet ist.

Der 10. Jahrgang unterstützte in diesem Jahr die Initiative #everynamecounts der Arolsen Archives, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die biografischen Daten von KZ-Insassen zu digitalisieren „mit dem Ziel den Verfolgten des Nationalsozialismus ein digitales Denkmal zu errichten. Damit auch zukünftige Generationen sich an die Namen und Identitäten der Opfer erinnern können. Es geht zudem um unsere heutige Gesellschaft. Denn der Blick zurück zeigt uns, wohin Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus führen.“ (https://arolsen-archives.org/lernen-mitwirken/ausstellungen-kampagnen/everynamecounts/) Das Projekt startete im Januar 2020 an Schulen in Deutschland und erreichte über das Internet bald Menschen in aller Welt. Heute helfen Tausende von Freiwilligen, Dokumente online durchsuchbar zu machen.

Stammgruppe 10.5 beim Digitalisieren der Akten



Nach einem kurzen Rückblick auf das Leben und Handeln Aurelia Walds sowie einer ausführlichen Einführung in das Projekt, arbeiteten die Schülerinnen und Schüler mit den schuleigenen IPads daran, Akten zu digitalisieren. Das war oft gar nicht so einfach, da viele Akten in altdeutscher Schrift, wie dem Sütterlin, verfasst wurden und nur schwer lesbar waren. Hinzu kam, dass es nicht nur deutsche Namen und Orte zu entziffern gab, sondern z.B. auch polnische oder russische, was das Erkennen zusätzlich erschwerte.
Dennoch waren alle aktiv bei der Sache, arbeiteten konzentriert und engagiert, diskutierten über Zusammenhänge und hinterfragten auch vieles. „Wir hätten anfangs gar nicht gedacht, was man anhand dieser Akten überhaupt erfahren kann“, äußerten sich die Schülerinnen und Schüler. So stellten sie z.B. fest, dass die KZ-Häftlinge aus vielen verschiedenen Ländern stammten. Neben der Herkunft aus Deutschland, Russland und Polen, gab es auch Akten von Menschen aus Frankreich, der Ukraine, Ungarn, Dänemark und sogar aus Amerika. Erschreckend empfanden alle die Tatsache, dass viele Familien getrennt und in unterschiedlichen Lagern untergebracht wurden. Ebenso machte es sie betroffen, dass auch viele Akten von Kindern dabei waren, die im KZ gestorben sind. „Bei einem 16j-Jährigen wurde als Todesursache ,Erschöpfung´ eingetragen, das hat mich am meisten getroffen“, äußert eine Schülerin der 10.4.  Aber auch andere Todesursachen, wie Verhungern, Hirnbluten und Nierenversagen machten betroffen und warfen Fragen auf.
Am Ende des Tages gingen die Schülerinnen und Schüler mit dem Gefühl nach Hause, wirklich etwas Gutes getan zu haben. Ein Schüler der 10.1 fasst seine Erkenntnisse abschließend zusammen: „Bisher habe ich die im KZ ermordeten Menschen immer nur als eine große Gruppe wahrgenommen. Daraus sind jetzt echte Einzelschicksale geworden und es stimmt: Jeder Name zählt!“
Dem positiven Feedback zum Tag schließen sich die Tutorinnen und Tutoren des Jahrgangs einstimmig an. „Diese Initiative hat wirklich einen Weg gefunden, auch junge Menschen für die Geschehnisse im KZ zu sensibilisieren und ihre Bereitschaft zu wecken, ein Zeichen gegen Diskriminierung und für ein respektvolles Miteinander zu setzen“, da sind sie sich einig. Traditionell gehört zum Aurelia-Wald-Tag auch die Teilnahme an der Gedenkveranstaltung „Rote Nelken für Orli Wald“ auf dem Friedhof Engesohde zum festen Programm. Obwohl diese Veranstaltung in diesem Jahr leider nicht stattfinden konnte, wurde dennoch ein Strauß Nelken am Grab niedergelegt – in Gedenken an eine besondere Frau.

2021-03-09_Aurelia-Wald-Tag_Rote Nelken für Orli Wald